„Schöner Streiten“ – ist ein erklärtes Ziel des KoKoMa – Kommunales Konfliktmanagement

KoKoMa wurde im Internet bereits beworben und viele fragen sich vielleicht, was es damit auf sich hat. Gestern wurde zunächst den anwesenden, neugierigen Stadträten das Projekt KoKoMa näher erläutert.

„Selig sind, die Frieden stiften“ Banner an der Stadtkirche

Das bedeutet konkret, dass Verfahren und Strukturen zur Bewältigung Kommunaler Konflikte weiterentwickelt und ausgebaut werden sollen. Dazu braucht es eine Steuerungsgruppe, die für die Expertise der Stadt stehen. In den ersten Schritten ist zu klären, welche Konflikte bewältigt werden sollen, welche Kooperationen in der Stadt schon bestehen, welche Akteure (Fachleute) noch eingebunden werden sollten. Damit soll dann die Handlungssicherheit bei der Umsetzung erhöht werden. Ziel ist es aber auch, interkommunale Netzwerke zu entwickeln oder auszubauen unter Einbeziehung von Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft, denn oft gibt es gleiche oder ähnliche Problemstellungen in anderen Städten, denke man z.B. an Demonstrationen der Bürger. Dafür haben wir auch in Greiz ein kollektives Bewusstsein.

Zunächst muss erörtert werden, welche Konflikte denn bestehen, die es zu bewältigen gibt, daraus müssen die Akteure der Stadt sodann unter fachlicher Anleitung und Einbeziehung externen Wissens Lösungsperspektiven entwickeln und diese konkret angehen, Methoden erproben.

Alles theoretisch. Klar, denn man weiß von außen nicht, was unsere Stadt braucht. Wissen wir doch alle am besten, die wir hier leben. Beginnt mit der Frage, wann diese Stadt das letzte Mal ein Gemeinschaftsgefühl hatte und  wie man das nun wieder erreichen kann. Was aktuell ansteht, worüber man reden muss. Klar ist allen, dass es auch konstruktive Konflikte braucht, um sich weiterzuentwickeln. Die muss man analysieren, die Zielgruppe ausmachen und ein Ziel festlegen, wo es hingehen soll. Letztlich soll es präventiv wirken und uns für den Umgang mit zukünftigen Konflikten stärken.

Warum trifft das nun ausgerechnet Greiz? Die Verwaltung der Stadt Greiz hat bei der Ausschreibung zunächst an unsere Problemlagen gedacht. Zudem haben wir über die Partnerschaft für Demokratie den Begleitausschuss als bereits vorhandene und nutzbare Struktur. Die Stadt hat sich beworben und wurde unter anderen mit ausgewählt.

Für Johannes Arzt (IWA-Pro Region) ist klar, dass die Zielgruppe die Bürger der Stadt Greiz sind und dass die mächtigsten Konflikte aktuell aus der Bundespolitik heraus und den damit einhergehenden Ängsten der Bürger resultieren. Was ihn aber auch umtreibt, warum so viel Jugend nicht belastbar ist, wo sie doch die Generation ist, die den Wohlstand des Landes in Zukunft erwirtschaften muss. Bei diesem Statement wurde bereits klar, dass es gerade nicht darum geht, die großen Sinnfragen zu erörtern, ohne konkrete Ziel, es quasi zu zerreden, sondern, dass es um Probleme auf kommunaler Ebene gehen soll. Angesichts der bestehenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung wäre die Aufarbeitung der Demonstrationen in Greiz ein gutes Ziel, ggf. auch wie man als Stadtrat gemeinsam und als Bürgermeister damit umgeht, um präventiv vorbereitet zu sein. Für mich geht es aber darum, die Kommunikation der Zielgruppe „Stadtrat“ nicht nur zu wollen, sondern konkret zu verbessern. Dort ist es Aufgabe, in Streit zu treten, Argumente auszutauschen und nicht nur konfliktfähig zu sein, sondern auch kompromissfähig zu werden, zuhören zu können, sachlich zu bleiben – alles im Sinne der Stadt und ihrer Bürger.

Insgesamt wird es darum gehen, sich Dingen zu öffnen, in den Austausch zu kommen, aber auch klare Grenzen zu benennen.

Tina Barth (CDU/Gemeinsam für Greiz) fragte zu Recht nach der Nachhaltigkeit des Projekts, wie man denn die Effekte die nächsten Jahre weitertragen könnte. Es soll eine Gruppe von in Greiz fest verwurzelten Personen, die hier bleiben und sich dafür interessieren prozessbegleitend qualifiziert werden, so dass eine breite Expertise aufgebaut werden kann. Es darf sich also jeder angesprochen fühlen, etwas für Greiz zu tun, sich einzubringen.

Der Bürgermeister Alexander Schulze sieht dieses Projekt „KoKoMa“ als einen Baustein. Zusammen mit der Partnerschaft für Demokratie wünscht er sich die Vertiefung der Arbeit, um für die Vereine den Zugang zu Fördermitteln zu vereinfachen. Darüber hinaus wird weiter an Zusammenarbeit und Austausch mit anderen Städten und Gemeinden im Rahmen „engagierte Stadt“ gearbeitet. Ansprechpartner in der Stadt Greiz ist Frau Steudel.

Fazit: Es ist eine Chance für unsere Stadt, denn KoKoMa macht es keinesfalls schlimmer. Wir finanzieren das Projekt nicht, sondern es wird uns aus Bundesmitteln kostenfrei angeboten. Von anderen sich ebenfalls mit diesem Projekt beteiligten Gemeinden können wir partizipieren. Es ist ein offener Prozess, der uns alle nur voranbringen kann, wenn wir uns denn darauf einlassen und aktiv mitmachen.

Andrea Jarling, Greiz den 06.09.2022

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