Schön, dass man „sogenannte Schrottimmobilien“ wiederbelebt
Andrea Jarling: Als ruhig gelegene, einzügige Grundschule mit zuletzt 53 Kindern, war sie wegen der maroden Bausubstanz in Gefahr. Lt. Landratsamt hätte man 3,5 Mio € geschätzte Sanierungskosten einsetzen müssen, um die Schule auf einen neuen Stand zu bringen, weshalb sich angesichts der wenigen und rückgängigen Schülerzahlen die Bertolt-Brecht-Grundschule Obergrochlitz geschlossen werden sollte. In einem langen Kampf der Eltern, gemeinsam mit Lehrern und politischen Kräften wie IWA und LINKE im Kreistag gelang es zwar nicht die Mehrheit des Kreistages von der Schließung der Schule mit guten Argumenten zu überzeugen. Aber nach dem ersten Bürgerbegehren und erfolgreicher Unterschriftensammlung im Landkreis Greiz sah sich Landrätin Schweinsburg nun wegen des öffentlichen Drucks letztlich doch veranlasst, die Schule offen zu halten. Sie nutzte die Gunst der Stunde des Lehrermangels, so dass kaum dass das Schuljahr 2016 begonnen hatte, die Schule in die Goethe-Grundschule umgesiedelt wurde. Hier wurden die Eltern, Lehrer und Erzieher quasi über ein Wochenende zu den Herbstferien vor vollendete Tatsachen gesetzt. Inzwischen sind die damaligen Schüler der Schule entwachsen, so dass 2019 der Kreistag dann der Schließung doch endgültig zustimmte. Für die zukünftigen Schüler ist das traurig, aber um so besser, dass nun an dem alten Standort wieder etwas für Kinder getan wird. Der Förderverein des Waldkindergartens hatte bereits im Vorfeld die Stadträte zu überzeugen versucht, eine Alternative für Eltern zur Betreuung ihrer Kinder zu bieten. Für die Stadt Greiz war es letztlich eine vor allem preisgünstige Entscheidung, denn der geplante und bereits von den Stadträten genehmigte Anbau an dem Kindergarten der Lebenshilfe Reichenbach in der Greizer Neustadt konnte so eingespart werden. Wir können froh darüber sein, dass offenbar entgegen aller Statistiken die Kinderzahlen steigen und weitere Kindergartenplätze notwendig werden. Mit der Entscheidung des Trägers, Diakonie, den Waldkindergarten zu unterstützen und die alte Schule dafür zu nutzen, fühlen sich viele einst kämpfende Eltern wieder versöhnt. Ein neuer Pluspunkt für Greiz, der aber nicht mehr auf das Punktekonto von Landrätin Schweinsburg geht.
Ehemalige Grundschule in Greiz wird zum Waldkindergarten
GREIZ. Die Sanierungsmaßnahmen am Gebäude in Obergrochlitz laufen. Start für die Kita soll am 31. August sein.Das Haus für den künftigen Greizer Waldkindergarten in Trägerschaft des Diakonievereins Carolinenfeld steht vor der Fertigstellung.Seit einigen Wochen wird das Gebäude der ehemaligen Grundschule in Greiz-Obergrochlitz einer umfangreichen Sanierung unterzogen. Davon zeugt ein Gerüst, das allerdings bis zum 31. August verschwunden sein wird, denn für diesen Tag ist der offizielle Start angesagt.

Foto: Christian Freund
Platz für 36 Kinder
Bis zu 36 Kinder können den Waldkindergarten besuchen. Für Kinder zwischen einem und drei Jahren stehen etwa 18 Plätze und für Kinder zwischen drei und sechs Jahren ebenso viele bereit. Bei schlechtem Wetter finden sie Unterschlupf in dem Kindergartengebäude, in dessen Räumen gegenwärtig die Maler am Wirken sind. Vorerst werden drei Erzieherinnen und ein Erzieher die Kinder betreuen. In den Folgemonaten wird das Personal aufgestockt. Auch die eingerüstete Fassade der Carolinenschule wird malermäßig saniert. Die Idee auf den Weg gebracht hatte der Verein Wurzeln und Flügeln, der als Elterninitiative begann. Erste Ideen dazu gab es bereits 2017, schließlich wurde der Diakonieverein als Träger gewonnen. Das Konzept der Einrichtung soll naturbezogen sein, die Betreuung der Kinder soll nach dem Thüringer Kitagesetz erfolgen.
Christian Freund 14.08.2020,