OTZ- Artikel / 01.07.2020 / Greizer Radiologie-Mitarbeiter Stemmen sich gegen Verkauf

Die IWA informiert:

Zur Kreistagssitzung am 30.06.2020 stand das Kreiskrankenhaus Greiz mit seinem Sanierungskonzept auf der Liste der Tagesordnungspunkte im nichtöffentlichen Teil. Aus diesem Grund können die Kreistagsmitglieder – weil zur Verschwiegenheit verpflichtet – auch keine Details aus der Diskussion veröffentlichen. Nur so viel: Unser Fraktionsvorsitzender, Jens Geißler, hat in seinem Statement klar gemacht, dass die Gerüchteküche angeheizt wird, weil Fragen in der Vergangenheit nicht oder nur marginal beantwortet wurden. Er bemängelte zudem, dass für die Verluste niemand hafte wie in der freien Wirtschaft, sonst würde man anders handeln. Wenn Schleiz der Verlustbringer sei, wie es öffentlich dargestellt wird, dann dürfe man sich Wahrheiten nicht verschließen, egal wie weh es tue. Bekannt gewordene strukturelle Maßnahmen beim Personal im öffentlichen Dienst – zu deutsch Gehaltskürzungen – sind rechtlich schwierig durchzusetzen. Auch das nun bekannt gewordene Outsourcing der Radiologie koste Geld und in der Zukunft wären die externen Leistungen zu bezahlen. Das seien alles „Prinzipiendinge“, die beim Kreistag auf den Tisch müssen. Nicht zu vergessen die Aufarbeitung, wie das Krankenhaus in die Schieflage geriet.

Aus diesem Grund war zuvor im öffentlichen Teil der erneut aufgerufene Tagesordnungspunkt der Entlastung des Aufsichtsrats für das Jahr 2018 mit 24 Nein zu 20 Ja bei drei wegen persönlicher Beteiligung nicht teilnehmenden Kreisräten nicht erteilt worden.

GREIZ.  In einem offenen Brief wenden sie sich an Kreistagsmitglieder und kritisieren den Schritt, der im Sanierungsplan vorgesehen ist.

Das Schreiben ist an die Mitglieder des Greizer Kreistages gerichtet, die hier bei ihrer Sitzung im März zu sehen sind.
Foto: Archivfoto: Peter Michaelis

Die Radiologie am Greizer Krankenhaus könnte an einen externen Dienstleister abgegeben werden, ein sogenanntes Outsourcing. Nachdem dieser Schritt durchgesickert ist und sich auch als Teil einer Maßnahmeliste einer nicht-öffentlichen Kreistagsvorlage findet (wir berichteten am 30. Juni), wenden sich die Mitarbeiter der Röntgenabteilung in einem offenen Brief an die Kreistagsabgeordneten. Er liegt der Redaktion vor.

„Wir richten uns an Sie, da wir uns bislang kein Gehör verschaffen konnten. Wir entnehmen unser Schicksal aus der Tagespresse, vermissen die Transparenz und Kommunikationswege im Haus“, wird begründet, warum die Mitarbeiter diesen Schritt gehen. Ein offener Brief an die Mitglieder des Aufsichtsrates der Kreiskrankenhaus Greiz GmbH „unterschrieben von 265 Mitarbeitern des KKH (also mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter)“ sei nicht beantwortet worden.

Schnelle Liquidität aber keine Nachhaltigkeit

Deutlich stemmen sich die Mitarbeiter – zwei Ärzte und elf medizinisch-technische Radiologieassistenten – gegen die Pläne. „Mit dem Verkauf und damit einer Privatisierung der Radiologie mag eine schnelle Liquidität erreicht werden, aber Nachhaltigkeit mit Sicherheit nicht!“, schreiben sie. Ein Privatunternehmen stehe im Zeichen des Profits und entgegengesetzt zu den Anliegen eines kommunal geführten Hauses. Zudem verweisen sie darauf, dass bei einer vollständigen Ausgliederung der Abteilung in Zukunft jede radiologische Untersuchung in Auftrag gegeben werden müsste. Sie befürchten, dass jede einzelne Leistung hoch verrechnet werde: „Kein noch so ausgefeilter Kooperationsvertrag kann dies vermeiden!“

Stellenabbau wird befürchtet

Noch dazu sei davon auszugehen, dass der Schritt mit Personalreduzierungen einhergehen wird, was neben dem drohenden Jobverlust auch die Vorteile einer Stammbesetzung nehmen würde. Diese habe stets dazu geführt, „durch direkte Kommunikation auf kurzen Wegen Engpässe in den einzelnen Kliniken auszugleichen und dadurch so manche Fehldiagnose und damit eventuelle Fehlbehandlung zu korrigieren.“ Schon jetzt hätten im gesamten Krankenhaus „vermeidbare Fehlentscheidungen“ dazu geführt, dass „echte Leistungsträger unterschiedlichster Fachgebiete in Größenordnungen“ verloren gegangen seien, „deren Lücken nicht mehr zu füllen sind“. „Wir sind ein wichtiger Bestandteil des Hauses, ohne den ein noch so profitorientierter Klinikbetrieb nicht funktionieren kann. Stets haben wir dafür gesorgt, durch Flexibilität und hohes Niveau unserer Diagnostik an modernen Geräten im Sinne der Krankenversorgung zu funktionieren. Auch die zunehmende, oft schwierige Versorgung ambulanter Aufträge haben wir ohne Abstriche der stationären Versorgung im Tagesgeschäft gemeistert. Auch maßgeblich durch uns ist die finanziell notwendige Minimierung der Verweildauer von Krankenhausaufenthalten und eine Optimierung der Therapie von Erkrankungen gelungen.“ Alles das stehe jetzt auf dem Spiel. Man wolle weiter engagiert für das Krankenhaus arbeiten, schreiben die Mitarbeiter. „Wir verstehen uns als Teil des Krankenhauses.“ „Die Greizer Bevölkerung braucht uns!“, schließt das Schreiben.

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