Offener Brief der IWA an Herrn Tischner (CDU) bezüglich seiner beiden letzten OTZ-Artikel zum Greizer Bahnhof und zum Lehrermangel!
Sehr geehrter Herr Tischner,
mit Verwunderung haben wir die OTZ – Artikel zu den Investitionen am Greizer Bahnhof vom 12.10.2021 sowie den heutigen Artikel zum Lehrermangel in Thüringen gelesen. Viele Bürger sprechen uns darauf an und wollen Antworten auf diverse Fragen. Vielleicht wollen Sie uns ja dabei helfen, richtige Informationen unter die Leute zu bringen?

Im März 2021 wurde bekannt, dass die Stellwerktechnik der Elstertalbahn verbessert werden soll. Darüber hinaus ist die Finanzierung des barrierefreien Ausbaus von aktuell rd. 110 Verkehrsstationen im ländlichen Raum mit weniger als 1.000 Reisenden pro Tag gesichert. Den Schwerpunkt des Teilprogramms bilden Stationen, in deren Einzugsgebiet ein erhöhter Bedarf an Barrierefreiheit besteht, etwa Seniorenheime oder Werkstätten für behinderte Menschen. Zur Verbesserung der Barrierefreiheit werden vor Ort u. a. Bahnsteige erneuert, Aufzüge/ Rampen erstellt oder die Wegeleitung angepasst. Selbst wenn wie dargestellt, der Bahnsteig 1 neu gebaut werden soll, die stufenweise Zuwegung für Barrierefreiheit errichtet wird, elektrotechnische Anlagen sowie die Beleuchtungs- und Kundeninformationsanlage erneuert werden, ja Bahnsteigausstattung – was auch immer damit gemeint ist – Wegeleitsystem und Wetterschutz modernisiert werden, wird der Bahnhof Greiz – aktuell auch in privater Hand – keinesfalls ein Aushängeschild für Greiz werden, sondern den gesetzlichen Vorgaben der EU angepasst.
Abgesehen von der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen ändert sich für den Bahnreisenden doch nichts. Die Reisequalität ändert sich nicht, denn diese ist doch davon abhängig, wie sauber Züge sind, wie ansprechend und pünktlich. Das zuletzt 1999 denkmalschutzgerecht äußerlich sanierte Bahnhofsgebäude wurde bezüglich der Nutzung des Erdgeschosses 2005 geschlossen. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, tatsächlich für Qualitätsverbesserungen einzutreten, dass im Erdgeschoss bei abermaliger Sanierung ein Warteraum innen, der beheizt, gepflegt und regelmäßig gereinigt wird, entsteht? Darüber hinaus bräuchte man auch eine akzeptabel gepflegte Toilette als Standard.
Mit der neuen Technik wird sich also nicht wirklich was für den Reisenden verbessern. Welcher Anteil geht davon wirklich auf Ihr Konto? Das gehört doch zur Wahrheit auch dazu!
Hinsichtlich zu weniger Bewerber für Lehramtsstellen muss man sich nicht wundern. Die Attraktivität dieses Berufsstandes hat sich in den letzten Jahren nicht wirklich erhöht. Zu geringe Ausbildungszahlen liegen möglicherweise auch daran, dass es weniger junge Menschen gibt, dass sich weniger für den Beruf des Lehrers interessieren. Wenn die Bundesländer untereinander noch mit den Konditionen konkurrieren und damit die Bewerber in andere Länder abwandern, muss man sich nicht wundern. Da hilft auch nicht, die Grundschullehrer im Gehalt aufzuwerten. Da geht es um den bundesweiten Vergleich! Vielleicht war in der Vergangenheit auch das Einstellungsprozedere in Thüringen zu langwierig, zu kompliziert? Ein Lehramtsstudium dauert in der Regel 10 Semester, hinzukommt die Ausbildung als Referendar. Berücksichtigt man, wie lange wir bereits vom Lehrermangel reden, muss man fragen, ob rechtzeitig politisch die Weichen richtig gestellt worden sind, ja ob man diesem Fakt politisch überhaupt entgegen wirken kann? Warum haben Sie als langjähriger Landtagsabgeordneter der CDU nicht mit entgegengewirkt. Warum gab es Einstellungsstopps, warum ließ man die Bewerber ziehen? Ja, dass geht auf die Kappe der damaligen CDU-Regierung. Es kann jedenfalls nicht der aktuellen Landesregierung angelastet werden. Es reicht auch nicht aus, den aktuellen Zustand zu beklagen und Schulschließungen zu unterstützen. Befürworten können wir durchaus die mit diesem Artikel verfolgte Botschaft an Interessierte, sich gegebenenfalls als Quereinsteiger qualifizieren zu lassen.