Dauerthema Kreiskrankenhaus Greiz GmbH
Seit Monaten, gar Jahren beschäftigt uns nun das Kreiskrankenhaus Greiz. 11 der Kreisräte sollten wegen vorzeitigem Verlassen der Kreistagssitzung vom 27.11.2018 aus Protest über die unzureichende Informations- und Auskunftspraxis der Landrätin ein Ordnungsgeld verhängt werden, dass letztlich im Anhörungsstadium stecken blieb. Weiterhin erfahren die Kreisräte in den Kreistagssitzungen nur über bereits geschaffene Fakten oder hinterfragen die Informationen aus der örtlichen Zeitung. Wenn Frau Schweinsburg in der Presse unlängst erklärt, „der Aufsichtsrat sei aus allen Wolken gefallen“, so steht fest, dass hier eine Amtspflichtverletzung bereits 2018 vorgelegen hat und man fragt sich, weshalb der AUFSICHTSRAT (Schweinsburg, Dr. Hemmann, Klügel, Wühr seit 01.07.2019, Dr. Schlund, Tischner) seiner Pflicht der Überwachung der Geschäftsführung offenbar nicht oder nur unzureichend nachgekommen ist. Nach der Neueinstellung eines unbekannten Geschäftsführers(in) darf man doch besondere Kontrolle erwarten.
Die Opposition befürwortet einen Neuanfang.
Es ist Zeit, dass der Aufsichtsrat den Weg frei macht für Neuwahlen. Zukünftig wäre wichtig an dieser Stelle, dass der Aufsichtsrat kein vordergründig politisches Gremium darstellt, sondern ein Fachgremium. Dann sollte über die Strategie der Sanierung auch gesprochen werden, statt die Mitglieder des Kreistags stets vor vollendete Tatsachen zu stellen. Es ist das Recht der KT-Mitglieder kritisch bestimmte Maßnahmen zu hinterfragen. Dass die Aufgabe eines Sanierungsgeschäftsführers keine leichte ist, ist doch bekannt. Das er auch neue und unkonventionelle Wege geht, ist nur logisch. Dass ein Geschäftsführer auch viel Schelte in so einer Situation bekommt, nur verständlich. Aber sein Agieren führt zu jeder Menge Unverständnis aus folgenden Punkten:
- Die Ausgliederung bzw. lt. OTZ Artikel die Vergabe der Radiologie an einen dritten Träger oder externen Dienstleister bewirkt zwar eine schnelle Liquidität des Krankenhauses, dieses Geldpolster ist aber nach geschätzten 2 Jahren weg, da sämtliche radiologischen Untersuchungen vom Auftraggeber (KH Greiz) bezahlt werden müssen. Somit wäre das Krankenhaus nur mit dieser Aktion nach ca. 2 Jahren wieder nicht zahlungsfähig, sogar noch schlimmer, die Versorgung der Patienten kann dann nicht mehr gewährleistet werden.
- Die Zusammenlegung von Fachabteilungen zu interdisziplinären Stationen ist wie im OTZ Artikel von GF Delker beschrieben modern, hat aber zur Folge das mehr spezialisiertes Personal benötigt wird. Zum Beispiel die Zusammenlegung der Gynäkologie mit der Pädiatrie. Pädiatrische Krankenschwestern haben eine spezielle Ausbildung und können nur Kinder optimal betreuen und keine gynäkologischen Patienten. Ebenso wenig können gynäkologische Schwestern keine Kinder adäquat betreuen. Genauso ist es mit der Zusammenlegung von Urologie, Chirurgie und Innere Medizin. Da braucht es geschultes Personal, das heißt es muss Personal aufgestockt und speziell geschult werden. Das kostet wiederum Geld, welches dann zwar aus dem Pool des Verkaufes der Radiologie hergenommen werden könnte, somit wäre das Krankenhaus in ca. 1 Jahr nicht mehr zahlungsfähig.
- Außer Acht gelassen wurde im Konzept der Sanierung die Nachbetreuung der Patienten. Wenn sie wie im Konzept angegeben nur so lange stationär verweilen wie unbedingt nötig, dann bedarf es eines guten, in regelmäßigen Intervallen bestehenden Nachbetreuungskonzeptes. Dies ist im KH Greiz nicht gegeben. Wenn sowas aufgebaut werden sollte kostet das Erfahrung, Beratung eines Spezialisten und Geld. Die Arbeit des Sanierungsbeauftragten und neuen GF Delker ist für eine kurzfristige Sanierung gut, wird aber nach ca. 1-2 Jahren nicht mehr funktionieren und das KH kann zusperren.
4. Ebenso bekommen die bereits gekündigten Mitarbeiter keine Abfindung. Diese muss von ihnen eingeklagt werden. Da die meisten des Personals eingeschüchtert sind und sich keinen Anwalt leisten können werden sie diese auch nicht einklagen und somit auf die Abfindung verzichten. Da müsste dringend der Betriebsrat einschreiten! Dafür wäre er ja da.
Die Arbeitnehmerfluktuation ist nicht nur gewollt, sie wird offenbar noch besonders gefördert. Wenn nunmehr die Mitarbeiter trotz Loyalität zum Arbeitgeber gegenüber der Presse erklären, dass die Zustände unerträglich sind, die Arbeit krank mache, dann muss laut gefragt werden, warum der Aufsichtsrat nicht einschreitet oder der Betriebsrat nichts verlauten lässt. Ein bisschen menschlichen Umgang mit dem gesamten Personal dürfte aber auch vom Geschäftsführer nicht zu viel verlangt sein. Ohne Personal braucht man auch ein Krankenhaus gar nicht mehr zu sanieren!
Jens Geißler/Andrea Jarling/Manja Kollascheck
Greizer Krankenschwester „Arbeit in der Klinik“ macht mich krank.

Foto: Tobias Schubert
GREIZ. Mitarbeiter des Greizer Krankenhauses berichten über chaotische Zustände in diesem Haus. Die Tränen stehen ihr in den Augen, wenn sie über die Zustände auf Arbeit spricht: „Ich werde krank davon, so geht man nicht mit Leuten um“, sagt die Frau, die als Krankenschwester in der Greizer Klinik arbeitet. Das, was sie früher einmal als ihr zweites Zuhause angesehen hat, sei jetzt einfach nur eine Zumutung. „Ich habe schon viel geweint“, gesteht sie. Eine ihrer Kolleginnen nickt zustimmend. Sie seien einfach fertig mit den Nerven.
Abrechnen am wichtigsten: Die beiden Frauen arbeiten schon etliche Jahre am Kreiskrankenhaus Greiz und bis zum Ausscheiden von Geschäftsführer Wolfgang Rost Ende 2016 sei es dort ein schönes Arbeiten gewesen. Seitdem sei es stetig bergab gegangen. „Es geht jetzt nur noch ums Abrechnen, die Patienten haben keinen Wert. Wichtig ist nur noch, wie viel Geld man mit einem Patienten ganz schnell verdienen kann. Es ist einfach nur noch ein Geschäft“, schildert eine der Krankenschwestern und fügt an: „Das entspricht nicht dem, was wir mal gelernt haben und was der Grund war, dass wir diesen Beruf ergriffen haben.“ Den Mitarbeitern würde darüber hinaus von Seiten der Führungsebene keinerlei Wertschätzung entgegen gebracht. „Dann bekommt man gesagt: ‘Das ist in anderen Häusern auch so’“, ärgern sich die Frauen über das Gebaren ohne jegliche Empathie. Wie Marionetten kommen sie sich vor. „Wir arbeiten alle gern, aber es wird uns immer mehr Arbeit aufgedrückt.“ Kommunikationsdefizite: Unter Geschäftsführer Georg Detter, der im vorigen Jahr nach nur wenigen Monaten wieder hingeschmissen hatte, habe sich die Situation für die Mitarbeiter verbessert. „Er hat versucht, in unserem Interesse zu agieren und jetzt wollen sie ihm den Schwarzen Peter für die schlechte finanzielle Lage des Krankenhauses zuschieben.“ Als im Dezember 2019 kein Weihnachtsgeld gezahlt werden konnte – das gab es dann im März dieses Jahres –, hätten die Mitarbeiter das erste Mal offiziell erfahren, dass die Klinik sich in finanzieller Schieflage befindet. Von da an sei alles nur noch schlimmer geworden. „Es ist Chaos da oben“, beschreibt es ein der langjährigen Krankenschwestern, die überzeugt ist, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Sie können auch nicht verstehen, wie es zu so einem Berg Schulden kommen kann, ohne dass der Aufsichtsrat des Krankenhauses davon etwas bemerkt hätte. „Wir haben die Millionen jedenfalls nicht, aber wir sind die Leidtragenden“, ärgern sich die beiden Frauen. Frust sitzt tief :Sie beklagen zudem, dass die Chefetage nicht ausreichend mit ihnen kommuniziere. Der Brief, in denen sie die Änderungsverträge, durch die einige teils mehrere hundert Euro weniger verdienen würden, sei ihnen einfach nach Hause geschickt worden. „Es hat darüber vorher kein Gespräch gegeben. Wenn man mal mit uns geredet hätte, wäre vielleicht einiges anders geworden“, sagt eine der Klinikangestellten, für die die Vertragsänderung einer Erpressung gleichkommt. Zwei Mitarbeitern, die sich gegen die Änderungsverträge entschieden hatten, wurde bereits gekündigt. Notwendig seien die neuen Verträge laut Klinik geworden, weil es seit 1. Juli eine neue stationäre Führungsstruktur im pflegerischen Bereich gebe. Der Frust sitzt aber offenbar nicht nur bei Krankenschwestern tief, sondern uns wurde auch berichtet, dass auch Ärzte ihn teilen. Einige seien eingeschüchtert worden, Überlastungsanzeigen würden ignoriert.
Katja Grieser 17.07.2020